Karambol – DISZIPLINEN

Die verschiedenen Carambolage Disziplinen

In den nächsten Absätzen möchten wir versuchen die verschiedenen Spielarten des Carambolage Billard zu erklären, da sich durch das reine Zusehen der Sinn häufig nicht gleich erschließt. Die Regeln sind für jede Disziplin deutlich umfangreicher als hier beschrieben. Wer es ganz genau wissen will, kann sich die Regelwerke auf der Internetseite der DBU (Deutsche Billard Union) ansehen.
Neben den hier aufgeführten Varianten gibt es noch weitere, auf die wir aber nicht eingehen, da sie bei uns im Verein nicht oder nur selten gespielt werden und in Deutschland auch eher exotisch sind.

Carambolage Billard, oder auch Karambol, wird auf Billardtischen gespielt, die im Gegensatz zu den Pool-Billardtischen keine Taschen (Löcher) haben.
Es wird mit 3 Bällen in den Farben Rot, Weiß und Gelb gespielt. Früher wurde mit 2 weißen Bällen und einem roten Ball gespielt. Einer der weißen Bälle war zur Unterscheidung mit einem roten oder schwarzen Punkt gekennzeichnet. Mit diesen Bällen wird heute aber eher selten gespielt.

Das Grundprinzip ist bei den meisten Disziplinen gleich. Jeder Spieler spielt die gesamte Partie immer mit demselben Ball. Dem Weißen oder dem Gelben. Der eigene Ball wird mit dem Queue gestoßen und soll beide anderen Bälle treffen (karambolieren). Gelingt dieses, so erhält man einen Punkt und führt einen weiteren Stoß aus. Dieses wiederholt sich, bis man mit seinem Ball einen oder beide Zielbälle verfehlt oder einen anderen Fehler (Ballberührung mit Kleidung, Ball springt vom Tisch etc.) macht. Dann ist die „Aufnahme“ beendet und der Gegner ist dran.

Das Spiel ist beendet, wenn entweder eine bestimmte Anzahl Aufnahmen gespielt wurde oder eine vorher festgelegte Anzahl Punkte erzielt wurde.

Im Folgenden gibt es Erläuterungen zu folgenden Disziplinen:

Freie Partie, Cardre, Einband, Dreiband, Artistik, 5 Kegel, Mehrkampf, Biathlon.

Die Freie Partie

Die Freie Partie ist die Disziplin mit der die Meisten den Carambolagesport beginnen. Bei dieser Disziplin unterliegt das Karambolieren mit einer Ausnahme keinerlei Einschränkungen. Das heißt, man erhält einen Punkt, wenn der eigene Ball die beiden anderen Bälle nach dem Stoß je mindestens einmal berührt, egal welchen Weg der eigene Ball genommen hat. Die Ausnahme bildet der „Eckenabstrich“. Dieses ist ein dreieckiges Feld in der Billardecke. Wenn die beiden Zielbälle in einem Eckfeld liegen, darf hier nur ein Punkt gemacht werden. Beim nächsten Stoß muss mindestens einer der bei den Zielbälle das Feld verlassen (darf aber beim selben Stoß direkt wieder in das Feld zurückkehren). Damit soll verhindert werden, dass man sich in einer Ecke festspielt und sich der Gegner eine Pizza bestellen (und auch essen) kann, bis er dann endlich mal wieder dran ist.

Trotz der einfachen Regeln, die auch Anfängern schnelle Erfolgserlebnisse ermöglichen, ist die Disziplin dennoch nicht ganz einfach, denn meistens liegen die beiden Zielbälle eben nicht nahe beieinander. Um ein Serienspiel mit vielen aufeinander folgenden Punkten aufzubauen ist es erforderlich, alle 3 Bälle kontrollieren zu können, also vor dem Stoß zu wissen, wo sie nach dem Stoß liegen werden bzw. gezielt an eine bestimmte Stelle zu spielen, um eine gute Ausgangsposition für den nächsten Stoß zu haben.

Die Kenntnis vom Lauf und der Kontrolle der Bälle führt dann bei sehr guten Spielern zu sehr langen Serien bis zu mehreren hundert Punkten in einer Aufnahme (Amerikanische Serie), was dem Spiel dann irgendwann den Reiz nimmt und dem nächsten Pizzabäcker genau den Umsatz beschert, den man mit den Eckenabstrichen zu verhindern versucht hat.

Bei der Amerikanischen Serie werden die beiden Zielbälle mit sehr kurzen Stößen immer an der Bande entlanggespielt. Nach dem Stoß gelangt man zur selben Ausgangsposition wie vor dem Stoß und kann das theoretisch unendlich fortsetzen. Was beim Zuschauen spielerisch einfach aussieht, ist aber extrem schwierig und erfordert äußerste Präzision. Bereits kleine Abweichungen zur optimalen Ausführung führen zum unfreiwilligen Beenden der Serie.

Um sich solch lange Serien innerhalb einer Partie gezielt vorzubereiten und dann auch spielen zu können, sind einige Jahre Spielpraxis und gewissenhaftes Training erforderlich.

Cardre

Beim Cardre gelten dieselben Grundregeln und dasselbe Spielprinzip wie in der Freien Partie. Nur wird hier das Spielfeld je nach Cardre Disziplin mit Kreidestrichen in 6 oder 9 Felder unterteilt, in denen dann nur ein oder zwei Punkte gemacht werden dürfen, bis mindestens einer der beiden Zielbälle das Feld verlassen muss. Wie beim Eckenabstrich der Freien Partie gilt auch hier, dass der Ball im selben Stoß wieder in das Feld zurückkehren darf.

Die Einschränkung innerhalb eines Feldes, nur ein oder zwei aufeinander folgende Punkte machen zu dürfen, verhindert das kurze Serienspiel immer an der Bande entlang (Amerikanische Serie) und macht Cardre daher deutlich schwieriger als die Freie Partie. Dennoch ist auch hier Serienspiel möglich, indem man die beiden Zielbälle an einer Cardre Linie entlangtreibt und beide Zielbälle gleichzeitig in unterschiedlichen Feldern hält (Strichserie). Durch den Abstand zur Bande ist hier aber noch höhere Präzision gefordert, als bei der Amerikanische Serie in der Freien Partie.

Es gibt folgende Cardre Disziplinen:

47/2, 71/2, 47/1 (großes Billard) 35/2 und 52/2 (kleines Billard)

Die Zahl vor dem Schrägstrich ist der Abstand der Kreidelinien von den Banden in Zentimetern und die Zahl hinter dem Schrägstrich die Anzahl der erlaubten Punkte innerhalb eines Feldes, bevor einer der beiden Zielbälle das Feld verlassen muss.

Einband (1 Band)

Beim 1 Band (Einband) muss der eigene Ball für einen gültigen Punkt beide Zielbälle je einmal berühren, allerdings mit der Einschränkung, dass man vor dem Treffen des zweiten Zielballs mindestens eine Bande berührt haben muss. Ob die Bandenberührung vor oder nach der Berührung des ersten Zielballs erfolgt, ist dabei egal.

Diese scheinbar kleine Einschränkung von einer Bande zum Erzielen eines Punktes führt dazu, dass hier im Vergleich zur freien Partie sehr viel weniger Punkte erzielt werden. Gut für die Gegner, die dadurch in kürzeren Abständen an den Tisch kommen können, um zu spielen, schlecht für den örtlichen Pizzabäcker.

Da es beim 1 Band praktisch unmöglich ist, sich in einer Ecke festzuspielen gibt es in dieser Disziplin im Gegensatz zur Freien Partie keinen Eckenabstrich.

Dreiband (3 Band)

3 Band ist wohl die bekannteste Carambolage Disziplin und wird auch häufig die Königsdisziplin genannt. Hier muss der eigene Ball für einen gültigen Punkt vor der Carmbolage mit dem zweiten Zielball mindestens 3 Bandenberührungen gehabt haben.

Durch diese Erschwerung wird die durchschnittliche Trefferanzahl je Aufnahme (der Schnitt) nochmal deutlich reduziert. Wer bei dieser Disziplin einen Schnitt von „Eins“, also durchschnittlich ein Treffer je Aufnahme erzielt, darf sich schon zur Klasse der Spitzenspieler zählen. Bei den Deutschen Meisterschaften 2009 im 3 Band haben zum Beispiel nur 8 Spieler einen Turnierschnitt von über „Eins“ erzielt.

Artistik

Artistik (früher Kunststoß genannt) funktioniert anders als die vorangegangenen Disziplinen. Es gelten zwar die Grundregeln der Freien Partie, aber hier werden vorher festgelegte Figuren unterschiedlicher Schwierigkeit gespielt. Für jede Figur hat der Spieler 3 Versuche die Aufgabe zu lösen. Gelingt die Lösung, so erhält man je nach Schwierigkeit unterschiedlich viele Punkte.

Die Artistikfiguren sind für ungeübte Spieler praktisch nicht lösbar. Die Bälle beschreiben für den Laien häufig unlogisch erscheinende Wege, die Physik scheint teilweise außer Kraft gesetzt zu sein. Das macht diese Disziplin sehr spektakulär und damit für Zuschauer sehr interessant.

5 Kegel

Beim Kegelbillard werden in der Mitte des Tisches rautenförmig 5 Kegel aufgestellt. Die Kegel ähneln den Spielfiguren von Gesellschaftsspielen, wie zum Beispiel Mensch ärgere dich nicht. Auch hier wird mit 3 Bällen (weiß, gelb, rot) gespielt.

In dieser Disziplin gibt es mehrere Möglichkeiten Punkte zu erzielen.
1. Für das Umwerfen von Kegeln mit dem Ball des Gegners
2. Für das Umwerfen von Kegeln mit dem roten Ball
3. Für das Karambolieren der beiden anderen Bälle (4 Punkte)
4. Für das Karambolieren des roten Balles mit dem Ball des Gegners (3 Punkte)

Das Umwerfen eines weißen Kegels zählt 2 Punkte, das Umwerfen des roten Kegels zählt 4 Punkte. Fällt nur der rote Kegel, so zählt das 8 Punkte.
Erschwert wird das Spiel dadurch, dass das Umwerfen der Kegel mit dem eigenen Ball verboten ist und dazu führt, dass die erzielten Punkte dann dem Gegner zugeschrieben werden.
Nach jedem Stoß wechselt die Aufnahme. Das heißt, dass es hier kein Serienspiel gibt und man immer nur einen Stoß hat, um Punkte zu erzielen. Das hat sehr starken Einfluss auf die Spielstrategie, da man unabhängig davon, ob man Punkte erzielt oder nicht, darauf Acht geben muss, dem Gegner eine möglichst ungünstige Spielposition zu hinterlassen. Da man mit dem eigenen Ball keine Kegel umwerfen darf und der erste anzuspielende Ball immer der gegnerische Ball sein muss, versucht man immer die Bälle nach seinem Stoß so zu platzieren, dass die Kegel sich zwischen dem eigenen und dem Ball des Gegners befinden.

Dadurch unterscheidet sich Kegelbillard grundlegend von den anderen Carambolagedisziplinen.

Mehrkampf

Beim Mehrkampf, der meistens mit Mannschaften ausgetragen wird, werden die 3 Disziplinen Freie Partie, 1-Band und 3-Band kombiniert gespielt.

Treten 2 Mannschaften, bestehend aus jeweils 3 Spielern, gegeneinander an, so spielt jeder jede Disziplin einmal und jedes mal gegen einen anderen Gegner. Insgesamt werden also 9 Partien ausgetragen und gewonnen hat die Mannschaft mit den meisten Gewinnpunkten. Die Gewinnpunkte werden nach dem Prinzip: gewonnen 2 Punkte ; unentschieden 1 Punkt und verloren 0 Punkte gezählt.

Biathlon

Biathlon ist eine Kombination aus den Einzeldisziplinen 5-Kegelbillard und 3 Band. Beide Disziplinen werden einzeln auf die vorher festgelegte Distanz gespielt.

Um eine Vergleichbarkeit der beiden Spiele herzustellen wird hier beim 3- Band anders als üblich gezählt. Für eine gelungene Carambolage gibt es nicht einen, sondern 6 Punkte.